"Scheitern ist Teil unserer Greenhouse-Kultur"

Alina Orth, Lab Managerin Greenhouse Innovation Lab © Greenhouse

Gibt es einen Raum für Pixelliebhaber:innen, Ideen-Forscher:innen und Technik-Poeten:innen? Das Greenhouse Innovation Lab von Gruner + Jahr in Kooperation mit der Mediengruppe RTL hat seit 2015 einen solchen Ort geschaffen. Wie das Greenhouse entstanden ist, was das Team verbindet und welche Projekte im Innovation Lab umgesetzt werden, erzählt uns Alina Orth, Lab Managerin vom Greenhouse.


Interview mit Alina Orth, Greenhouse Innovation Lab

1. Das Greenhouse wurde als Innovation Lab gegründet. Was genau versteckt sich hinter dem Begriff?

Innovation Labs sind Ideenschmieden, die neue Geschäftsmodelle erproben. Genau das machen wir auch im Greenhouse. In strukturierten Innovationsprozessen sammeln wir Ideen und prüfen dann, ob wir daraus ein Produkt entwickeln können, das eine Marke bei Gruner + Jahr oder der Mediengruppe RTL ergänzt. Oder wir besetzen mit einer Produktidee ganz neue Geschäftsfelder. Für unsere Arbeit nutzen wir Methoden aus dem Design Thinking.

2. Euer Team ist sehr heterogen zusammengesetzt. Wie schafft ihr es, trotz der unterschiedlichen Schwerpunkte gut zusammen zu arbeiten?

Die Heterogenität ist genau das, was unser Team und unsere Projekte ausmacht. Bei uns arbeiten Frauen und Männer von Anfang 20 bis Mitte 40 zusammen. Alle mit sehr unterschiedlichen Jobprofilen und bunten Lebensläufen. Das hilft uns dabei, Projekte aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten, was in der Ideen- und Produktentwicklung extrem wichtig ist.

3. Die Mission vom Greenhouse: Ideen für die Medienwelt von morgen entwickeln. Wie findet ihr diese Ideen – oder finden die Ideen euch? Und welche Anforderungen habt ihr an die Projekte, die ihr als Team begleitet?

Beides: Wir entwickeln Ideen, indem wir uns zum Beispiel intensiv mit Trendforschung beschäftigen oder mit Themenexpert:innen austauschen. Gleichzeitig kommen Kolleg:innen von Gruner + Jahr und der Mediengruppe RTL mit großartigen Ideen auf uns zu. Darüber freuen wir uns immer ganz besonders, weil sie ihre Marken und Märkte am allerbesten kennen. Wichtig ist, dass die Ideen in das Portfolio von Gruner + Jahr oder der Mediengruppe RTL passen, sich also in der Medienbranche wiederfinden. Im Idealfall können wir bei der Prüfung und Umsetzung von Ideen komplett auf eigene Ressourcen zurückgreifen. Auf lange Sicht müssen die Projekte natürlich auch rentabel sein.

4. Ihr begleitet Projekte von der Idee bis zur Umsetzung. Laufen die Phasen immer gleich ab oder setzt ihr bei jedem Projekt individuell an?

Ganz individuell. Der Prozess von Design Thinking wird in der Theorie in aufeinanderfolgenden Schritten dargestellt. In der Realität geht es aber bei kreativen, iterativen Prozessen gerade darum, an jeder denkbaren Stellschraube zu drehen. Das führt dazu, dass jedes Greenhouse-Projekt ganz unterschiedlich abläuft – nämlich so, wie es für den Projektfortschritt individuell am besten ist.

5. Ihr setzt ausschließlich digitale Projekte um. Denkst du, dass bei jeder Gründung digitale Herangehensweisen mitgedacht werden sollten?

Grundsätzlich ja – am Ende kommt es zwar immer auf die individuelle Idee an, aber ich kann mir kaum ein Produkt vorstellen, das noch ohne digitale Ansätze auskommt, alleine im Marketing oder Vertrieb. Im Greenhouse konzentrieren wir uns auf digitale Lösungen, schließen aber auch nicht aus, dass aus einer Idee einmal ein physisches Produkt entstehen kann. Für jedes Projekt analysieren wir zunächst Märkte und Zielgruppen, um zu verstehen, auf welchen Kanälen potenzielle Nutzer:innen unterwegs sind und wie ein Geschäftsmodell aussehen könnte. Die allermeisten Zielgruppen, auch die Älteren, nutzen heute digitale Angebote.

6. Was macht ihr, wenn sich abzeichnet, dass ein Projekt zu scheitern droht? Hast du einen Tipp oder eine Lösungsstrategie für die DGPS-Teams, sofern sie nicht weiterkommen?

Das Scheitern ist Teil unserer Greenhouse-Kultur. In Innovationsprozessen kann gar nicht jedes Projekt erfolgreich sein. Stattdessen geht es ja darum, unter vielen, vielen Ideen die herauszufiltern, die am Ende wirklich funktionieren. Mein Rat an die DGPS-Teams:
Manchmal muss die Produktidee, in die man sich verliebt hat, weichen, um dem Produkt Platz zu machen, das eine reelle Chance am Markt hat.

7. Das Greenhouse wurde 2015 unter dem Dach von Gruner + Jahr gegründet und fällt daher unter Intrapreneurship. Welche Vor- und Nachteile haben Gründungen innerhalb eines Unternehmens im Vergleich zu klassischem Entrepreneurship?

Wir haben das große Glück, dass wir auf Wissen und Netzwerke innerhalb von Bertelsmann zurückgreifen zu können. Das hat den Vorteil, dass wir uns jederzeit Rat und Unterstützung von Expert:innen einholen können. Zudem hält uns die Finanzierung durch G+J und die Mediengruppe RTL den Rücken frei: Im Gegensatz zu klassischem Entrepreneurship müssen sich unsere Teams nicht um das Thema Funding kümmern, was viel Energie und Zeit kosten kann. Bei Innovationsprozessen innerhalb von Unternehmen sind häufig mehr Stakeholder involviert, Abstimmungsprozesse können dadurch zäher verlaufen. Im Greenhouse haben wir sehr gute Lösungen gefunden, um dem entgegenzuwirken und agil handeln zu können. Zum Beispiel haben wir ein eigenes Büro in Hamburg, bewusst räumlich getrennt von G+J, und haben für unsere Arbeit eigene Prozesse mit viel Entscheidungsfreiheit etabliert.

8. Und zum Abschluss: Welche Tipps würdest du deinem jüngeren Ich geben?

„Schreib deine Schnapsideen auf!“. Ich hätte gerne früher gelernt, dass nicht jede Schnapsidee unsinnig ist und direkt wieder verworfen werden sollte. Gerade verrückte Ideen sind oft ein guter Startpunkt für tolle Produkte!

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